Kaffefahrt nach Italien

Warnung vor N.W.W. Ltd., Reise-Organisations-Büro Ltd., Käthe-Tours

Hier erfahren Sie, wie Sie als Hauptgewinner dargestellt, aber tatsächlich von unseriösen Reiseveranstaltern wie N.W.W., Reise-Organisations-Büro und Käthe-Tours abgezockt werden.

Sind Sie auch Hauptgewinner? Dann sollten Sie sich nach dieser Warnung gründlich überlegen, ob Sie tatsächlich gewonnen haben und bereit sind, die mit Ihrem „Gewinn“ verbundenen Risiken einzugehen.

Ihr Hauptgewinn kann nämlich richtig teuer für Sie werden! Aber lesen Sie selbst:

Der „Gewinn“

So, oder ähnlich könnte auch Ihr Gewinn beschrieben sein:

  • Fahrt im ***/**** Fernreisebus aus dem Heimatort oder der nächstgrößeren Gemeinde (z.B. Treffpunkt Bahnhof)
  • Bordservice, Telefon, Fernseher, WC, Klima, bequeme Sessel usw.
  • Empfangscocktail vom Sponsor mit Programmvorstellung
  • X Übern./Frühstück in ausgesuchten Hotels mit DU/WC/FS
  • Ausflugsmöglichkeiten: …
  • Reiseablauf variabel

Diese Punkte finden Sie in einem Faltblatt zu Ihrer Gewinnbenachrichtigung, auf dem Ihnen meistens zwei Reisen zur Auswahl angeboten sind.

Ungereimtheiten

Der Punkt „Reiseablauf variabel“ ist bereits sehr bedenklich. Außerdem haben Sie weder Informationen über das Hotel, noch eine genaue Ortsangabe für das Ziel der Reise, noch Informationen darüber, ob Sie nicht vielleicht sogar im Bus übernachten müssen.

In der Gewinnbenachrichtigung heisst es:

„…Bei der …verlosung für Rätsellöser, haben Sie, …, das große Los gezogen. Ihre Lösungskarte hat gewonnen! Zur Sicherheit und Kontrolle haben wir Ihre Teilnehmerkarte in Kopie abgebildet! Das Original befindet sich in unserem Gewahrsam. … Hauptpreis … natürlich kostenlos für 2 Personen!“

Die Kopie des Ausschnitts enthält Ihre Anschrift in Ihrer Handschrift. Bei welchem Gewinnspiel Sie diese Angaben gemacht haben, ist jedoch nicht ersichtlich. Verbraucherschützer reden von Adressenhandel, d.h. Sie nehmen an Gewinnspielen oder Umfragen teil und Ihre persönlichen Angaben werden an Firmen wie solche Reiseveranstalter verkauft.

Etwas weiter unten:

„…eine einmalige Bearbeitungsgebühr in Höhe von 49,–€ für den Reisegast…“

Kostenlos! Oder doch nicht?

Tatsachen

Als Hauptgewinner und Teilnehmer einer solchen Reise, können wir der Beschreibung des „Gewinns“ entgegen berichten, dass

  • wir lediglich extrem Glück mit unserem netten Busfahrer hatten
  • wir keinen Empfangscocktail erhalten haben
  • sämtliche Ausflugmöglichkeiten keinesfalls kostenlos, sondern teuer und zudem an stundenlange Werbeveranstaltungen gebunden sind
  • es mit den 49,–€ Bearbeitungsgebühren keinesfalls getan ist: Weitere Kostenaufstellungen erhalten Sie nach Ihrer Unterschrift auf der Karte zur Buchung Ihres „Hauptgewinns“
  • der Reiseablauf tatsächlich sehr variabel sein kann

Doch der eigentliche Betrug ist nicht einmal der fehlende Begrüßungscocktail, sondern viel mehr die Tatsache, dass Sie mit dem Wort „Gewinn“ in die Falle gelockt werden. Buchen Sie eine Reise in einem seriösen Reisebüro und sie werden feststellen, dass Sie für das gleiche Geld, dass Sie zahlen werden, mehr bekommen. Von einem Gewinn kann da keine Rede mehr sein, eher von unlauterem Wettbewerb.

Kopien der Original-Unterlagen, wie wir sie erhalten haben, finden Sie bei Infomaterial. Bitte lesen Sie unbedingt auch unseren ausführlichen Reisebericht mit interessanten Insider-Informationen und Tipps!

Wissenswertes über die Veranstalter

Die Verbraucherzentrale Hamburg klärt auf:

Käthe Tours, (Abt / 558)
N.W.W. Limited Schönefeld
Postfach 1562,
49645 Cloppenburg

Unseriös weil:

  • nur eine Postfachadresse angegeben ist,
  • nur eine Übernachtung in einem Doppelzimmer gewonnen wurde,
  • die Abholung nur voraussichtlich ab dem Heimatort erfolgt,
  • die Info-Hotline 12 ct die Minute kostet

Europa-Bus-Tours . Ltd.
(„Reise-Organisations-Büro Limited“-R.O.B.),
Postfach 1161,
49692 Cappeln,

wohl auch:

H-Beckermann-Str. 3,
49629 Cappeln

Unseriös weil:

  • die Gewinnmitteilung ein Vorwand ist, die Empfänger auf eine Verkaufsveranstaltung zu locken,
  • der Veranstalter nicht identifizierbar ist,
  • nur eine Postfachadresse angegeben ist,
  • an mehreren Stellen die „Kostenlosigkeit“ der Reise herausgestellt wird, tatsächlich aber mindestens Bearbeitungsgebühren (€ 49) anfallen,
    die Firmenbezeichnung „Ltd.“ darauf hindeutet, dass es sich um eine englische Firma handelt, was eine Rechtsverfolgung auch aus diesem Grund erschwert wird

Achtung: Alle beteiligten Firmen sind englische Limiteds. Im Streitfall können solche Unternehmen nur schwer belangt werden, weil die tatsächlichen Betreiber meist nicht oder nur mit erheblichem Aufwand (Gerichte etc.) ausfindig gemacht werden können und Sie sich mit englischem und europäischem Recht auseinandersetzen müssen, wenn Sie Anspruch auf Schadensersatz o.ä. haben sollten. Dass die Firmen schwer ausfindig zu machen sind, sieht man bereits an den vielen unterschiedlichen Adressen, die auf Briefbögen und Flyern angegeben werden.

Wer „wir“ sind

Wir sind die „Hauptgewinner“ (wie alle anderen Teilnehmer der Busreise übrigens auch), die sich zu einer Italien-Tour entschlossen haben. Wir möchten über das, was wir erlebt haben, berichten und über solche Reisen aufklären, damit Sie wissen, auf was Sie sich einlassen, bevor Sie Ihren „Hauptgewinn“ beanspruchen.

Mein Name ist Andreas, ich habe zusammen mit meiner Freundin an einer solche Reise teilgenommen. In Zusammenarbeit mit Mitreisenden ist diese Homepage entstanden.

Bericht über unseren Hauptgewinn: Eine 4/5 tägige Italien-Tour

Meine Freundin und ich haben die Reise nicht selbst gewonnen: Wir haben die bereits bezahlte Reise von meiner Mutter (die „echte Gewinnerin“) zu Weihnachten geschenkt bekommen, da sie selbst auch nach einer Umbuchung zu einem späteren Termin nicht teilnehmen konnte. Lesen Sie, was wir erlebt haben, und was Sie besser machen können, falls Sie nach diesem Bericht immer noch an einer solchen Bustour teilnehmen wollen.

Tag 1: Die Hinfahrt

Montag, 2. April 2007: Endlich ist es soweit! Wir fahren nach Karlsruhe zur Südseite des Hauptbahnhofs, wo uns ein Bus abholen soll. Wir sind gespannt, ob der Bus überhaupt kommt, da wir gleich von Anfang an sehr skeptisch waren. Es ist zwar 2:30 Uhr, also mitten in der Nacht – aber dafür haben wir noch was vom Tag, wenn der Bus in Italien ankommt. Nur wo wird uns der Bus erwarten? Der Busbahnhof ist groß… Plötzlich wird es belebt, immer mehr Autos und Leute erscheinen und es fahren Busse an die Haltestellen. Unser Bus ist leider noch nicht dabei. Dafür treffen wir Reisende, die aus England zurückkommen und Urlauber, die nach Jamaika fliegen und mit dem Bus an den Düsseldorfer Flughafen gefahren werden.

Um 2:55 Uhr solls losgehen, und tatsächlich fährt etwa 2:50 Uhr ein Bus von „Raddatz“ an eine Haltestelle. Der pessimistische / sarkastische und gar nicht gut gelaunte Busfahrer (der laufende Meter ;o) verstaut unser Gepäck im Laderaum des 4 Sterne-Busses, in dem wir die nächsten Stunden verbringen werden. Im Bus herrscht eine etwas angespannte Stimmung, man merkt, dass die Leute müde sind. Als auf Nachtbeleuchtung umgeschaltet wird, ist es sehr still. Naja, es ist in etwa so, wie man es sich in einem Bus mit 40 Hauptgewinnern, die nicht wirklich wissen, was auf sie zukommt, vorstellt.

Relativ pünktlich geht es nach einer kurzen Anwesenheitsprüfung los. In Bretten und Pforzheim am Bahnhof werden noch die letzten Gewinner eingesammelt. Letztendlich sind noch fünf Plätze frei, die wohl für Leute gebucht waren, die nicht erschienen sind. Wir haben uns gleich ganz nach hinten gesetzt, was sich als kluge Entscheidung herausstellte: Wir haben den meisten Plaz (die ganze letzte Reihe), und auch wenn hinten mehr Seegang ist und beim Liegen die Gurte und Hebel zum Verstellen der Sitzposition drücken, sind es immer noch die besten Plätze.

Bei einem Fahrerwechsel lernen wir den Busfahrer kennen, dessen Erfahrung und fahrerischen Könnens wir uns für die nächsten Tage anvertrauen werden. Der Vergleich zum ersten Fahrer und dem neuen (schwäbischen 🙂 Fahrer ist wie der Vergleich von Tag und Nacht: Wir sind froh, dass wir jetzt in guter Begleitung sind. Nach einigen Kurven befinden wir uns dann auf der Startgeraden unserer Route, die uns Richtung Ulm, weiter nach Leermos und dort über einen österreichischen Pass nach Südtirol bringen soll.

Nach insgesamt circa einer Stunde Pause und einem längeren Aufenthalt in einem nach einer Steinlawine gesperrten Pass, kommen wir dann gegen 15 Uhr in (…) an, wo wir erfahren sollen, wie es nun in den nächsten Tagen wohl weitergehen wird. Selbst der Busfahrer hatte bis zuletzt keine Ahnung wo es hingeht und wie es laufen wird, da dies seine erste Tour dieser Art war. Er empfiehlt uns noch die kostenlosen Schinken-Schnitten zu probieren, was wohl Teil des vorgegebenen Programms ist.
Zwischenzeitlich wurde von jedem Fahrgast 10,- € „Dieselzuschlag“ kassiert.

Auf dem Weg in den Gasthof können wir Käse, Schinken und Äpfel kaufen. Die Schinken-Schnitten bekommen wir quasi in die Hand gedrückt und können etwas zu trinken bestellen, als wir sitzen. Kurz darauf stellt sich ein Wahl-Italiener aus Nord-Deutschland vor, der uns mit den Einzelheiten der Unterkunft und der Ausflüge vertraut macht. Man merkt deutlich den Unmut, als sich herausstellt, dass die angebotene Halbpension teilweise nur in Verbindung mit den sehr teueren Ausflügen nutzbar ist, die zusätzlich gebucht werden können. Auch bei der Abrechnung unserer Getränke und Speisen erleben wir eine Überraschung: Für die „kostenlosen“ Schinken-Schnitten, die aus einem trockenen, aufgeschnitten Brötchen, belegt mit jeweils zwei dünnen Scheiben Schinken (und zwei Gurkenscheibchen auf der einen Hälfte), bestehen, werden uns tatsächlich 3,- € berechnet! Die vor Reiseantritt bezahlte Kaution wird dann mit den zusätzlich gebuchten Ausflügen etc. verrechnet, und so erhält man bis zu 71,- € von den 80,- € Kaution (abzüglich „Touristensteuer“) zurück (gerechnet für zwei Personen). Die Ausflüge kosten im 3er Pack knapp 160 €, einzeln zwischen 50 € und 70 €.

Zwischenzeitlich haben wir zwei unserer direkten Busnachbarinnen kennengelernt, von denen eine bereits vor zwei Jahren eine solche Tour mitgemacht hat. Sie berichtete uns, dass es genau so abgelaufen sei, und sie lediglich mit Hilfe eines Mietwagens noch einen schönen Urlaub hatte, da sie sich nicht auf die überteuerten Ausflugs-Angebote einlassen wollte. Wir haben dann auch weder Ausflüge noch Halbpension gebucht, denn wir sind von einer gewonnenen Reise, nicht von teueren Busfahrten zu den Sehenswürdigkeiten mit Werbeveranstaltung ausgegangen. Vielleicht können wir ja auch ein Mietauto organisieren und uns unseren Urlaub zusammen mit unseren Nachbarinnen selbst gestalten.

...sieht vernünftig aus
Hotel Tirol in Montesover

Ein Bergdorf gegenüber
Nachbarort, etwa so groß wie Montesolve

Weiter geht es dann wenig später zu unserem Hotel in Montesover, einem winzigen Kaff in etwa 1100 Meter Höhe (40 km bis Trento, 80 km bis Riva del Garda, 130 km bis Venedig), weit und breit: Nichts. Zwischendurch sammeln wir unseren italienischen Reiseleiter auf, der mit sehr gebrochenem Deutsch versucht witzig zu sein und uns auf ein paar Sehenswürdigkeiten hinzuweisen und etwas über Italien zu erzählen. Im Hotel angekommen (ca. 18 Uhr) stellen wir fest, dass wir nur knapp unter der Schneefall-Grenze untergebracht werden, wo es in der letzten Woche laut Angaben unseres Reiseleiters noch 10 cm Neuschnee gab (die Reste davon waren noch überall zu sehen). Es wahr sehr kalt, und mit Erschrecken mussten wir feststellen, dass man in Montesover nicht einmal Pizza essen gehen kann!

Das Hotel selbst besteht aus einem Neubau vorne und einem Altbau hinten, hat 3 Sterne und einen Schlüssel. Im Großen und Ganzen macht es einen recht ordentlichen Eindruck, wir denken, hier kann man es aushalten.
Noch in (…) wurden wir darauf hingewiesen, dass den Hotels häufig die Visitenkarten und Prospekte ausgehen – seltsam: Ein Hotel, dass keine Visitenkarten und Prospekte mehr hat? Eigentlich müssten die Hotelbetreiber doch wissen, wie viele Gäste kommen werden. Eigentlich ist so ein Prospekt doch eine gute Werbung!? Und tatsächlich: Vom Hotel gab es weder Prospekte noch eine Visitenkarte – kann man sich das in so einem Kaff leisten? Was steckt wohl dahinter?

Nach dem anschließenden Abendessen – welches dort übrigens in Ordnung (aber nur mit Buchung der Halbpension „kostenlos“) ist – entschließen wir uns dann früh schlafen zu gehen, da wir von der Fahrt sehr müde sind. Die Mitreisenden, die den Venedig-Ausflug gebucht haben, tun uns leid, weil sie bereits am nächsten Morgen um 7:45 Uhr (Frühstück ab 7:15 Uhr) wieder abfahren werden.

Tag 2: Ausflug nach Venedig

Da wir nicht am Venedig-Ausflug teilnehmen, können wir ausschlafen, allerdings jetzt nicht berichten, wie es gelaufen ist. Nach unserem Bericht über den heutigen Tag finden Sie jedoch den Bericht über den Venedig-Ausflug eines Mitreisenden (…).

Meine Freundin und ich entschließen gegen 8:30 Uhr ganz gemütlich aufzustehen und zum Frühstück zu gehen. Das Büffet besteht aus fünf Brötchen, abgepackten Butter-Stückchen, einer kleinen Packung Marmelade und etwas Schinken und Käse. Ein Kännchen Kaffee oder Tee gibt es auch dazu.

Um 13 Uhr fährt der (zweite und) letzte Bus in die Stadt Trento, und wir entschließen uns auf eigene Faust dort etwas zu unternehmen. Für 3,50 € pro Person fahren wir circa 1,5 Stunden bis Trento, fahren beinahe falsch, weil wir zwischendurch umsteigen müssen. Leider spricht der Busfahrer nur italienisch, sodass wir etwas Probleme hatten an Informationen zu kommen – wir hätten uns vielleicht vorher informieren sollen. Nur wie? Wir wussten ja bis gestern Abend nicht einmal, wo wir landen würden…

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Eine Sehenswürdigkeit mitten in Trento

Trento ist ein kleines Städtchen mit ca. 20.000 Einwohnern und einer Einkaufzone. Dort angekommen suchen wir zunächst eine Autovermietung. Leider bekommt man vor Ort nur Mietwagen unter Vorlage einer akzeptierten Kreditkarte. Von Europcar bekommen wir den Tipp, dass wir bei einer anderen Autovermietung im Norden der Stadt eventuell auch ohne Kreditkarte ein Mietauto bekommen könnten. „Eventuell“ war uns der Weg dann aber doch zu weit, außerdem fahren ja auch noch Busse und Bahnen, die in Italien sogar bezahlbar sind.

Also verbringen wir den Rest des Tages in Trento, trinken Kaffee und essen Pizza in einem Imbiss, weil die Restaurants zwischen etwa 14 Uhr und 18 Uhr geschlossen haben. Der letzte Buss zum Hotel fährt um 18:40 Uhr, so bleibt uns leider nicht viel Zeit zu verlieren. Wir decken uns mit Lebensmitteln ein, die wir recht günstig in einem Supermarkt bekommen, fahren zurück und verbringen den Abend in unserem Hotelzimmer.

Von Mitreisenden bekommen wir den Tipp, dass es eine recht gute Busverbindung nach Riva del Garda gibt – das wäre doch was für den nächsten Tag!?

Tag 3: Ausflug zum Gardasee

Auch den Ausflug zum Gardasee haben wir nicht offiziell gebucht – wir waren aber trotzdem da :o) Einen Bericht eines Mitreisenden, der den Ausflug des Veranstalters zum Gardasee gebucht hatte, finden Sie wieder nach unserem Bericht.(…)

Da wir mit dem ersten Bus um 7:20 Uhr fahren wollen, stehen wir sehr früh auf. Das Wetter ist schlecht, man sieht vom Balkon des Zimmers aus vor lauter Nebel nicht den Boden. Es ist nasskalt, noch kälter als am Tag zuvor. Als wir um 7:00 Uhr auf ein kurzes Frühstück ins Erdgeschoss gehen, ist es dunkel. Kein Mensch zu sehen, die Türen sind verschlossen. Die Tische sind gedeckt, aber es fehlen die Brötchen und der Kaffee. Glücklicher Weise steckt der Schlüssel des Haupteingangs, sodass wir doch noch zur Bushaltestelle gelangen können. Mit dem Bus fahren wir wieder die kurvigen Straßen nach Trento. Dieses Mal sammelt der Bus allerdings an jeder erdenklichen Stelle, an der sich ein Bushaltestellen-Schild vertecken könnte, Schulkinder auf. Da auf der Strecke nach Trento gerade ein neuer Tunnel gebaut wird, stecken wir auch noch eine ganze Zeit lang in einem Stau vor und in den alten Tunneln fest. Endlichen kommen wir nach etwa 2 Stunden in Trento am Busbahnhof an.

Blick über den Garda See
Gardasee

Villa Aranca
Villa Aranci

Schnell noch eine Fahrkarte nach Riva, dann ab in den Bus, der auch 10 Minuten später abfährt. Zwischendurch umsteigen und dann kurz vor Riva während der Fahrt ins Tal den atemberaubenden Ausblick auf den Gardasee genießen! Nach ca. zwei Stunden kommen wir in Riva an und gehen vom Busbahnhof aus durch die Einkaufzone zum See, um etwas am Seeufer spazieren zu gehen. Ein Besuch lohnt sich wirklich!

Tipp: In der Villa Aranci haben wir zu vernünftigen Preisen die wohl beste Pizza gegessen, die wir je gegessen haben! Auch ein Ausflug mit dem Tretboot auf den See lohnt sich.

Nach fünf Stunden entspanntem Aufenthalt am Gardasee treten wir die 3stündige Rückreise über Trento nach Montesover an und treffen uns Abends noch auf etwas zu trinken beim Abendessen mit unseren Mitreisenden, die von ihrem Ausflug an den Gardasee berichten. Zusammen diskutieren wir, was wir wohl morgen erleben werden, da Geschichten kursieren, dass die Leute, die den Mailand-Ausflug nicht gebucht haben, vor Mailand in einem Industriegebiet abgesetzt werden, wo sie mehrere Stunden warten müssen. Das ließe sich nicht umgehen, da Mailand bereits auf dem Weg der Heimreise liegt und der Bus deshalb nich nochmals zum Hotel fahren würde.

Tag 4: Ausflug nach Mailand

Ab 7:15 Uhr gibt es heute Frühstück, die Koffer werden ab 7:45 Uhr in den Bus gepackt.

Auch heute gibt es wieder heftige Diskussionen über die Mailand-Fahrt. Wer die Fahrt nicht gebucht hat (aber teilweise auch Leute, die diese Fahrt gebucht haben), entschließt sich noch vor dem Frühstück einen Brief zu unterschreiben, in dem wir mitteilen, dass wir kein Interesse haben ohne Bezahlung an der Stadtführung teilzunehmen – allerdings auch nicht stundenlang in einem Industriegebiet warten werden. Die Liste sollte zwar nicht zum Einsatz kommen, aber es war schön zu sehen, wie die Reisegruppe zusammenhält, obwohl wir uns noch nicht einmal richtig kennengelernt haben.

Kurz vor der Abreise hält mich die Hotel-Betreiberin noch auf und schimpft, weil wir am Tag zuvor morgens die Türe aufgeschlossen haben und deshalb das Hotel wohl eine Stunde nicht verschlossen war. Außerdem hatten wir im Restaurant Licht angemacht, was Der Cheffin auch nicht recht war, da es eine Stunde ohne Gäste brannte. Irgend jemand hat angeblich ein paar Brötchen aus der Küche mitgehen lassen, aber das ließ ich mir nicht anhängen. Ich hatte aber auch keine Lust mehr mich zu streiten und ließ die gute Frau einfach stehen. Gestern war’s mir egal, aber heute muss ich sagen: Es spricht nicht gerade für ein Hotel, in dem die Gäste vor dem Eintreffen des ersten von zwei Bussen, von denen der zweite erst relativ spät fährt, nicht die Möglichkeit haben zu Frühstücken. Den Hotelbetreibern ist bekannt, dass der erste Bus sehr früh fährt und man könnte ja im Voraus daran denken, dass Hotelgäste mit diesem Bus vielleicht möglichst früh aus Montesover fliehen wollen, um etwas von der Gegend zu sehen. Naja, Schwamm drüber, den dritten Stern gönne ich dem Hotel trotzdem.

Da wir auch an der Stadtführung nicht teilgenommen haben, finden Sie am Ende wieder einen Bericht von Mitreisenden, die sich das teure Vergnügen gegönnt haben. (…)

Zunächst fahren wir mit dem Bus jedoch zu einer Schmuckfabrik, einer der Werbeausflüge. Dort werden wir geschlossen in einen Verkaufsraum geführt, wo wir Schmuck mit Edelsteinen angeblich mit Sonderrabatten kaufen können. Wir sehen uns allerdings nicht weiter um und gehen durch den Souvenier-Shop gleich wieder nach darußen, wo wir feststellen, dass in dieser Fabrik alle paar Minuten ein Reisebuss mit deutschen Gästen (wahrscheinlich auch „Gewinnern“) abgefertigt wird. Nach kurzem Aufenthalt geht es dann weiter zu einem Restaurant kurz vor Mailand, in dem wir zu Mittag essen können. Wer Halbpension gebucht hatte, bekommt seine Standard-Mahlzeit ohne Bezahlung, alle Anderen können von der Karte bestellen. Von hier aus geht es recht schnell wieder weiter in Richtung Mailand.

Der Mailänder Dom, leider zur Renovierung verkleidet
Der Mailänder Dom

Das Portal zur Millionen-Meile von Mailand
Die Millionen-Meile im Stadtzentrum von Mailand

In Mailand werden wir ca. 15 Minuten (Fahrzeit) vom Stadtzentrum an einem Burger King abgesetzt und bekommen noch den Tipp, dass die Straßenbahn Linie 14 zum Stadtzentrum führt. Also kaufen wir für 1 € pro Person eine Fahrkarte und fahren ganz wie die Einheimischen mit der Straßenbahn zum Castello. Von dort aus sind es nur noch ca. 10 Minuten Fußmarsch zum Mailänder Dom und der Millionen-Meile. Am Dom treffen wir dann auch kurz nach unserer Ankunft die Mitreisen von der Stadtführung, die ab dieser Stelle auch wieder „frei“ sind.

Nach knapp 3 Stunden Aufenthalt, einem teuren Kaffee und gutem Eis in Mailand treffen wir uns wieder am Castello und treten die Heimreise über die Schweiz nach Deutschland an. In der Schweiz machen wir Halt an einer Raststelle, wo jeder im Marché nochmal zu Abend essen kann. Dann geht es weiter durch den Gotthart-Tunnel in Richtung Grenze nach Deutschland.
Zwischenzeitlich erfahren wir noch, dass sich Raddatz wohl geweigert hat einen Fahrerwechsel in Deutschland zu organisieren, da die Geschäftsführung der Meinung ist, dass die maximalen Fahrzeiten für einen Busfahrer nicht unbedingt eingehalten werden müssen. Unser Busfahrer ist deshalb ziemlich sauer und denkt wohl auch darüber nach, nie wieder eine solche Tour zu machen. Ich schätze, die meisten Busfahrer würden angesicht der Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt klein bei geben. Deshalb: Respekt Herr Busfahrer!

Tag 5: Die Rückfahrt

0 Uhr. Seit ein paar Minuten sind wir wieder in Deutschland und sichtlich strapaziert von der Fahrt. Auch unser Busfahrer ist wohl froh wieder in der Heimat zu sein… Kurz nach Freiburg machen wir noch einmal Halt an einer Raststätte, der Bus braucht Diesel. In Achern werden dann die ersten Gäste abgesetzt, wo dann auch der Fahrerwechsel stattfindet. Wir nehmen Abschied von unserem freundlichen Busfahrer und begrüßen den Fahrer vom ersten Tag mit „Guten Morgen!“, woraufhin dieser erwiedert: „Ob das ein guter Morgen wird, wird sich ja noch zeigen.“ – naja, war zu erwarten. Nach einem weiteren Halt in Gaggenau treffen wir dann endlich mit 45 Minuten Verspätung gegen 2:30 Uhr wieder in Karlsruhe am Südbahnhof ein, verabschieden uns und machen uns auf die letzten Kilometer Weg in Richtung Landau.

Nützliche Tipps für Sie, wenn Sie die Risiken einer solchen Reise eingehen wollen

Für meine Freundin und mich war die Reise ein echter Gewinn, weil wir so gut wie nichts bezahlt haben und ein paar schöne Tage in Italien hatten. Wir hatten zudem Glück, dass wir in der Lage waren uns die Zeit selbst zu gestalten. Wenn Sie jetzt denken „Ist doch alles gut gelaufen!?“, denken Sie bitte auch daran:

Wir hatten wirklich extrem Glück mit unserem Busfahrer.

Wir wussen bis zuletzt nicht, in welchem Hotel wir landen werden – genau so gut hätten wir in einem noch abgelegenerem Dorf landen können, von wo aus wir überhaupt keine Möglichkeit haben in eine Stadt zu fahren. Außerdem hatten wir – würde ich sagen – Glück mit unserem Hotel, denn schlecht war es ja nicht wirklich.

Auch wenn Busse und Bahnen in Italien recht bezahlbar sind, entstehen für zwei Personen doch gewisse zusätzliche Kosten, die man einkalkulieren sollte, da die Ausflugsangebote weder kostenlos, noch preiswert, noch günstig sind.

Die Mitreisenden, die Fahrten gebucht haben, hatten recht wenig (weniger als wir) von Ihrer Zeit in Italien und wurden dazu noch mit Werbeveranstaltungen belästigt. Bei dem Preis, den diese Leute bezahlt haben, kann man von Betrug reden. Und selbst wenn man nicht auf solche Angebote reinfällt, ist es kein gutes Gefühl mitzuerleben, wie für Andere der Urlaub den Bach hinunter geht. Außerdem sind einige ältere Leute mitgefahren, die gar nicht in der Lage waren so aktiv wie wir unseren Urlaub vor Ort ganz spontan selbst zu gestalten.

Es gibt mit Sicherheit Busreisen für nur ein paar Euro mehr, bei denen Sie nicht ständig aufpassen müssen um nicht übers Ohr gehauen zu werden.

Meine Freundin möchte noch anmerken, dass sie, solange wir in der Gruppe unterwegs waren, nicht viel von der italienischen Gastfreundschaft gemerkt hat. Ich hatte auch irgendwie dieses Gefühl, habe allerdings darüber hinweg gesehen, weil ich viel zu sehr damit beschäftigt war mitzubekommen, was wohl als nächstes passiert… Ich bin jedoch sehr froh, dass wirdie Ausflüge nicht gebucht haben. Schon alleine deshalb, denn wirklich wohl habe ich mich in der Gruppe nicht gefühlt, was aber nicht an den Mitreisenden lag.

Zum Abschluss noch ein Paar Tipps:

Besorgen Sie sich Kartenmaterial der Gegend, in der Sie ungefähr landen werden (vielen Dank an unseren Busfahrer, der uns seine Karten für die Zeit in Italien geliehen hat!)

Nehmen Sie Ihre Kreditkarte mit, falls Sie ein Auto mieten wollen

Nehmen Sie genug Geld mit (wir haben zu zweit ca. 300 € ausgegeben)

Buchen Sie auf keinen Fall die überteuerten Fahrten!

Lassen Sie sich nicht übers Ohr hauen, passen Sie auf und schließen Sie sich mit Mitreisenden zusammen um sich zu wehren, wenn Sie merken, dass es unfair wird

Dokumentieren Sie die gesamte Fahrt mit Ihrer Videokamera! Eine Video-Dokumentation würde uns brennend interessieren.

Der beste Tipp zuletzt: Verzichten Sie auf Ihren Hauptgewinn und unterstützen Sie seriöse Reiseveranstalter – es lohnt sich!

Für ein paar Euro mehr können Sie in Reisebüros bei seriösen Veranstaltern Busreisen buchen, die ihr Geld wert sind. Wenn Sie wirklich Urlaub machen wollen, tun Sie sich diesen Gefallen. Außerdem unterstützen Sie damit die seriösen Firmen und helfen somit Betrügern den Gar aus zu machen.

Reingefallen?

Haben Sie eine Reise gebucht? Die Gebühren überwiesen? Storno-Frist abgelaufen? Gerade wieder zurück von der Kaffeefahrt? Fühlen Sie sich betrogen? Möchten Sie wissen, was Sie gegen solchen Betrug unternehmen können?

Verbraucherzentralen weisen deutlich darauf hin, dass bei gewonnenen Reisen geprüft werden sollte, wer der Veranstalter ist. Auf den Internetseiten einiger Verbraucherzentralen finden sich ellenlange Listen von Firmen, die als unseriös eingestuft werden. Was macht aber die ältere Dame, die kein Internet hat und nicht im Entferntesten daran denkt derartig abgezockt zu werden? Egal wie alt Sie sind, niemand kann Ihnen vorwerfen „Das hätten Sie doch wissen müssen, das ist doch bekannt! Wo wird denn heute nicht mehr betrogen?“. Purer Schwachsinn! Es kann nicht sein, dass man zuerst einen Rechtsanwalt fragen muss, bevor man eine gewonnene Reise antritt. Man kann nicht erwarten, dass jeder über solche Abzocker informiert ist.

Tatsache ist, die Masche der Reiseveranstalter ist sehr ausgeklügelt. Es ist schwer alle Einzelheiten nachzuweisen, es gibt lediglich Zeugenaussagen und keine vollständigen Video-Dokumentationen – zumindest nach meinem Wissen. Das Netzwerk der Firmen erstreckt sich über Europa, daher sind die Verantwortlichen nur schwer greifbar. In Zeiten von Europa sollte man meinen, dass durch Zusammenarbeit solchen Firmen das Handwerk gelegt werden kann. Falsch gedacht: Vermutlich ist es mit dem wirtschaftlichen Schaden entgegen gerechnet sehr kostenspieligem Aufwand zu teuer oder einfach nicht sensationell genug, die Verantwortlichen auffliegen zu lassen. So sehe ich das, denn die Möglichkeiten sind definitiv da.

Die einzige Chance für uns, die ich sehe, um dem ein Ende zu bereiten, ist, dass auch trotz der miesen Lage am Arbeitsmarkt solche Firmen keine Mitarbeiter finden, noch besser informiert wird und sich unsere Gesellschaft an einen Punkt entwickelt, an dem es gar nicht mehr möglich ist solche Betrügereien groß zu ziehen. Manche werden sagen, dass dies ein Wunschdenken sei – aber wo soll das hinführen, wenn sowas „normal“ wird, wie es einige wohl meinen? Die Machenschaften von N.W.W. & Co. dürfen in keinem Fall geduldet werden. Kein Opfer ist schuld, wenn es betrogen wird – oder ist Betrug auf einmal legitim?

Leider gibt es bisher keine Anzeichen dafür, dass dem Treiben ein Ende gesetzt wird. Bereits seit mehreren Jahren werden ahnungslose Menschen skrupellos abgezockt. Sein Geld hat noch niemand wieder gesehen und N.W.W. & Co. machen fleißig weiter wie bisher, es stört sich anscheinend kein Staatsanwalt wirklich daran. Die Länder, in die solche Reisen gehen, werden auch keinen Finger deswegen krumm machen, denn sie verdienen fleißig mit – bis irgendwann Italiener im Eiltempo von einer deutschen Stadt zur nächsten gekarrt werden, weil das Netzwerk sich mit jedem verdienten Euro weiter ausbreiten und festigen kann!

Doch was können Sie tun? Zunächst einmal sollten Sie nicht aus Scham von Ihrem ach so tollen Urlaub erzählen, wenn Sie die Reise bereits hinter sich haben. Klären Sie Ihre Familie, Freunde und Arbeitskollegen detailliert auf. Ich habe selbst erlebt, wie verschwiegen wird, dass man Opfer eines Betrugs geworden ist. Das muss Ihnen nicht peinlich sein, denn Sie können nichts dafür! Aber Sie können verhindern, dass Menschen, die Sie kennen, nicht auch Opfer werden, das ist moralisch gesehen sogar Ihre Pflicht.

Vielleicht finden wir einen Weg zusammen mit Ihnen und seriösen Reiseveranstaltern den Verantwortlichen von N.W.W., Reise-Organisations-Büro, Käthe-Tours und wie sie sich alle nennen, einen Denkzettel zu verpassen.

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